Das da links auf dem Stein bin ich, mit Anfang 19 und einer frischen, spontan von meinem Bruder bezahlten Canon EOS 550D. 150 € oder was hat die gekostet? Damals wusste ich nichts und habe mich gewundert, warum die Kamera so lange am Auslösen ist. Dass die Blende da komischerweise sehr hoch eingestellt war, habe ich nicht bemerkt. Ich hab dann ziemlich schnell das „Modus Wahlrad“ gefunden und dieses erstmal auf Automatik gestellt. Das Bild da ist an meinem 2. Tag entstanden, und ich hatte ziemlich ziemlich Bock auf Fotografie (auf dem Bild sieht man btw., dass das Lens-Cover noch drauf ist). An meinem 2. Tag mit einer Kamera waren wir auch erstmal Wandern. Ich habe mir davor, auf Schnell, ein Stativ gekauft. Ich dachte, sowas braucht man. Dass ich dieses Stativ jedoch wirklich nie benutzen sollte, wusste ich da noch nicht. Bis heute benutze ich mein Stativ nur sehr sehr selten. Und was ich auf der Wanderung fotografieren sollte, wusste ich auch nicht so wirklich. Nur eins hab ich gemacht, so getan, als wär ich ein „Profi“ (oder jedenfalls das, was ich dachte, was ein Profi macht – das weiß ich wahrscheinlich immer noch nicht, ich bin davon ja auch ganz weit davon entfernt, denke ich). Bin also vorgerannt, habe Bilder von meinem Bruder gemacht, vielleicht sogar das ein oder andere wirklich schöne Landschaftsbild. Ob die dann wirklich ernsthaft nutzbar waren, ist eine andere Frage. 
Das war dann einer meiner ersten Bilder. Viel mehr von den Bildern, die ich da im Urlaub gemacht habe, sind mir bei einem Accountwechsel auf einen anderen Lightroom-Account leider verloren gegangen und somit auch die damalige Bearbeitung. Ich hab das mal eben schnell nachbearbeitet. Heutzutage hätte ich das Bild auf jeden Fall anders gemacht, aber für eins meiner Ersten ist es gar nicht so schlecht, denke ich. So richtig neu war ich aber in der Fotografie keinesfalls. Jahrelang habe ich mit meinen Handys Bilder gemacht. Lange vor der 550D wollte ich mal auf eine Bridgekamera von Nikon sparen (hab ich aber nie gemacht). Und irgendwo dazwischen habe ich mal einen Zukunftstag bei einer, mit meiner Familie gut befreundeten Fotografin gemacht. Sie ist auch diejenige, der ich Ende 2023 als Erstes mein Portfolio fürs Fotografiestudium geschickt habe. Damit sie mir Feedback geben kann, und mein Gott, ich habe dieses Feedback gebraucht. Sie hat auch meine ersten Bewerbungsbilder gemacht und jetzt, ein paar Jahre später, reden wir immer mal wieder über Fotografie und sie erzählt mir Geschichten aus ihrem Alltag als wirklich professionelle Fotografin. Diese Gespräche sind es auch, die mir zeigen, wie weit ich davon entfernt bin, wirklich „professionell“ zu sein. Mal davon abgesehen, dass ich meine Bilder weder verkaufe noch zur Zeit Dienstleistungen anbiete, ist mein Wissen auch nicht auf dem Stand eines wirklichen „Profis“. Es wäre auch echt schlimm, wenn ich nach 3 – klar sehr intensiven – Jahren Fotografie so viel wüsste wie ein Profi. Das ist einer der Dinge, die man wirklich spät lernt, also wirklich viel zu spät: Man ist kein Fotograf, wenn man mit einer Kamera umgehen kann, man ist auch kein Fotograf, wenn man ein paar oder meinetwegen ein ganzes Portfolio voller guter Bilder hat. Da der Begriff des Fotografen nicht mehr geschützt ist, hindert es niemanden daran, sich so zu betiteln, auch wenn seine Bilder Objektiv betrachtet und technisch „Arsch“ sind, wie man bei uns sagt. Fotograf wird man meiner Meinung nach nur durch Erfahrung, praktisch und theoretisch. Und jemand, der gerade das erste, zweite oder meinetwegen 80 Mal eine Kamera in der Hand hat, ist kein Fotograf, und es ist irgendwie auch peinlich, sich als solcher zu betiteln. Hab ich selbst gemacht, aber aus Fehlern lernt man und tut mir den Gefallen, macht es nicht zu früh. Wie ich darauf komme, und was mir das wieder in Erinnerung geworfen hat, war ein Gespräch mit der besagten befreundeten Fotografin. Sie hat mir erzählt, wie cool diese großen Diffusor-Segel sind, die man z. B. am Strand aufbaut, um richtig geile Portraits zu machen (richtige Modelarbeit und so). Ich habe von diesen Sonnensegeln das erste Mal gehört und sowas passiert mir immer wieder. Die Fotografin erzählt mir irgendwas aus ihrem Alltag, ich frage nach und sie zeigt auf, wie wenig Ahnung ich eigentlich habe. 
Und das ist auch wichtig, denn nur so lernt man Fotografie. 
Jeremias

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